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Johannes Montag über die E-Commerce-Abteilung bei PICARD: „Ein Unternehmen im Unternehmen“

Um im E-Commerce erfolgreich zu sein, benötigen Unternehmen eine Abteilung, die sich um diesen Vertriebskanal mit all seinen Aufgaben und Prozessen kümmert. Deshalb interessiert uns: Wie ist die E-Commerce-Abteilung bei namhaften Unternehmen aufgebaut? Wie läuft die Arbeit innerhalb der Abteilung ab? Und wie kann die Entwicklung der Abteilung aussehen? Johannes Montag, Head of E-Commerce bei PICARD, verrät uns im Interview, wie das Ganze bei dem bekannten Lederwarenhersteller aussieht und hat spannende Tipps für andere E-Commerce-Manager parat.

 

Das Bild zeigt eine Gruppe von Personen, die zusammenarbeitet und ist ein Beispiel für das Team einer E-Commerce-Abteilung.

 

Vorstellung: Johannes Montag, Head of E-Commerce bei PICARD

Seit Johannes 2004 erfolgreich seinen ersten Online Shop aufbaute, hat ihn das E-Commerce-Fieber nicht mehr losgelassen. Seither ist die Digitalisierung von Vertrieb und Marketing seine Leidenschaft. Nach 15 Jahren in der Sportartikelbranche wechselte er im Jahr 2021 in die Modebranche. Von da an hat er es sich zur Aufgabe gamacht, das renommierte deutsche Lederwarenunternehmen PICARD in die digitale Zukunft zu führen. Er leitet die E-Commerce-Abteilung und arbeitet als Spezialist für die Vertikalisierung des Vertriebs daran, das bereits 95 Jahre alte Unternehmen zu einem digitalen Vorreiter zu machen. PICARD verfügt über acht stationäre Filialen, der Online-Anteil des Unternehmens liegt bei 14 %.

Im folgenden Interview steht uns Johannes Rede und Antwort und geht auf all unsere Fragen rund um den Aufbau und die Organisation der E-Commerce-Abteilung beim Lederwarenhersteller PICARD ein.

 

Aufbau der E-Commerce-Abteilung & Team-Zusammenstellung

„Die Leute müssen sympathisch sein, ins Team passen und gute autodidaktische Fähigkeiten mitbringen.“

Johannes Montag, Head of E-Commerce bei PICARD

 

Sarah: Wie ist die E-Commerce-Abteilung bei euch grundsätzlich aufgebaut? Wie viele Mitarbeiter umfasst sie und welche Rollen bzw. Job-Positionen sind vertreten?

Johannes: Es gibt einen Head of E-Commerce, der auch das Digitalmarketing verantwortet und direkt an den CEO reportet. Bislang gibt es innerhalb der Abteilung keine weiteren hierarchischen Strukturen. Das Team beinhaltet zwei Leute für das Marketing, eine Person für CRM/E-Mail, einen Content-Manager, eine Person für den Online Shop, zwei Personen für Marktplätze sowie Werkstudenten und Azubis.

 


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Sarah: Was sind Kriterien für die Auswahl neuer Mitarbeiter? Welche Fähigkeiten müssen diese mitbringen?

Johannes: Kommt auf die Stelle an. Für Junior-Stellen setze ich eigentlich nur Soft Skills voraus. Die Leute müssen sympathisch sein, ins Team passen und gute autodidaktische Fähigkeiten mitbringen. Das fachliche bringen wir dann schon bei. Bei seniorigeren Stellen spielt natürlich eine gewisse fachliche Kompetenz dann eine größere Rolle.

Arbeit innerhalb der eigenen & Schnittstellen zu anderen Abteilungen

„Bei uns ist es ein Unternehmen im Unternehmen.“

Johannes Montag, Head of E-Commerce bei PICARD

Sarah: Worin bestehen die Hauptaufgaben der E-Commerce-Abteilung und welche Herausforderungen gilt es im Arbeitsalltag zu meistern?

Johannes: Bei uns ist es ein Unternehmen im Unternehmen. Das fängt an bei Schnittstellen einrichten, geht über Warendisposition für Marktplätze und Online Shop und Digitalmarketing bis hin zu Kundenservice. Da wir mit eigenen Online-Kapselkollektionen arbeiten, sind wir sogar in das Produktmanagement involviert.

Sarah: Wie läuft die Abstimmung innerhalb der Abteilung ab? Wie werden z. B. neue Projekte angegangen? Welche Tools nutzt ihr dabei zur Unterstützung?

Johannes: Wir nutzen in erster Linie Asana als Kollaborationstool um uns abzustimmen und Termine zu setzen. So hat man Projekte einfach besser im Blick. Der Rest ist vor allem eine sehr intensive Nutzung von Google Chat und natürlich direktem Austausch.

Sarah: Mit welchen anderen Abteilungen des Unternehmens steht die E-Commerce-Abteilung hauptsächlich in Kontakt? Wo gibt es Schnittstellen?

Johannes: Im Prinzip mit allen. Das ist oben genanntem „Unternehmen im Unternehmen“ geschuldet. Wir haben überall Anküpfungspunkte. Der intensivste Austausch ist vermutlich mit den anderen Sales-Abteilungen um B2B und B2C zu koordinieren.

Entwicklung der E-Commerce-Abteilung & Tipps

„Gibt man dem Team genug Raum und Entscheidungsfreiheit, wird sich das mit gutem Outcome niederschlagen.“

Johannes Montag, Head of E-Commerce bei PICARD

Sarah: Wie hat sich die E-Commerce-Abteilung bei euch im Laufe der Jahre entwickelt? Welche Veränderungen gab es beispielsweise und welche wichtigen Erkenntnisse habt ihr daraus gewonnen?

Johannes: Die Abteilung gibt es erst seit zwei Jahren, daher gibt es kaum historischen Verlauf. Man kann aber sagen, dass wir ein Tempo an den Tag legen, was deutlich überdurchschnittlich ist und dadurch natürlich auch hin und wieder zu Reibungen in internen Prozessen führt. Das geht mitunter auch nur, weil wir bereit sind, Aufgaben zu übernehmen, die eigentlich klassischerweise nicht in einer Sales-Abteilung verankert sind. Diese Bereitschaft muss aber da sein, wenn man sich als das vielzitierte „Speedboat“ bewegen will.

Was sich definitiv durch die Hinzunahme der Marktplätze (vor allem international) geändert hat, ist, dass die Warendisposition deutlich mehr Raum einnimmt. Nutzt man das Fulfillment der Marktplätze (was immer vorteilhaft für die Sales ist) und ist z. B. bei Zalando, Amazon, AboutYou und weiteren gelistet, muss man schnell mal sechs bis sieben Läger bestücken. Das ist für Leute ohne viel Logistikerfahrung sehr schwer.

Sarah: Was ist deiner Meinung nach das Wichtigste, um eine erfolgreiche E-Commerce-Abteilung aufzubauen und weiterzuentwickeln? Welche Erfolgsfaktoren gibt es? Und worin besteht vielleicht die größte Herausforderung?

Johannes: Das selbe, wie bei allen anderen Abteilungen: Eine empathische Führung, die einen guten Mittelweg zwischen Leistungsdenken und Menschlichkeit findet. Im E-Commerce ist alles messbar, also sollte man das auch tun und sich dadurch entwickeln. Das Team sollte dadurch aber nicht unter Druck gesetzt werden. Gibt man dem Team genug Raum und Entscheidungsfreiheit, wird sich das mit gutem Outcome niederschlagen.

 


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Die größte Schwierigkeit in den vergangenen Jahren war, gute Leute für den Digitalbereich zu finden. Das entspannt sich durch die massiven Layoffs aber zusehends. In alteingesessenen Traditionsunternehmen ist die größte Herausforderung nach wie vor den Wandel im Kopf der Leute und des Boards anzustoßen oder aufrechtzuerhalten. Es werden, gerade im Handel, zunehmend digitale Fortschritte aus der Corona-Zeit rückabgewickelt oder digitale Zukunftsprojekte eingestampft, weil ja stationär jetzt wieder da ist. Hier darf man nicht locker lassen, auch wenn der year-over-year Umsatz nach den fetten Jahren jetzt mal stagniert.

Sarah: Hast du zum Abschluss einen ultimativen Tipp in Bezug auf das Thema E-Commerce-Abteilung, den du an andere E-Commerce-Manager weitergeben möchtest?

Johannes: Versteift euch nicht zu sehr darauf, nur Leute mit tiefem Know-how anzustellen. E-Commerce gibt es noch nicht besonders lange und wir sind quasi per Definition fast alle Quereinsteiger. Weiterhin würde ich als Unternehmen zusehen, zeitnah Auszubildende zu E-Commerce-Kaufleuten anzustellen. Das ist eine wichtige Investition in die Zukunft.

 

Noch mehr Insights teilte Johannes in seinem Vortrag auf unserem #epoqPXD22, in dem er über die Shopsuche bei PICARD sprach.

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